Studie der Deutschen Bank zum Wohnungsmarkt

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Eine der Sachen, die man als Jurist nicht mag, sind fehlende Quellenangaben. Jemand behauptet etwas, und dann wird es im Internet verteilt und irgendwann zur Wahrheit. Das erinnert mich an die „Stille Post“ aus Kindertagen.

Die Angewohnheit, sogar öffentlich zugängliche Quellen nicht zu verlinken, haben mehr oder weniger alle großen Online-Zeitungen. Rühmliche Ausnahme war vorgestern „Die Zeit“, die das Sondierungspapier der GroKo-Parteien verlinkte (siehe hier). Heute berichtet die Berliner Zeitung unter der Überschrift „Wird Berlin bald unbezahlbar?“ über eine aktuelle Studie der Deutschen Bank zum Berliner Wohnungsmarkt. Sowohl Bestandsaufnahme als auch Prognose seien für Berlin „wenig beruhigend“, Berlin könne „zu einer der teuersten deutschen Metropolen oder zumindest Städte werden“, die angespannte Marktlage werde noch „bis zum Ende des Jahrzehnts bestehen bleiben“.

Die Quelle ist öffentlich zugänglich, die Deutsche Bank hat sie hier ins Internet gestellt. Liest man sie, ergibt sich ein anderes Bild, als die Berichterstattung der Berliner Zeitung suggeriert. Das beginnt schon in der ersten Grafik auf der ersten Seite, aus der ersichtlich ist, daß die Berliner Preise von allen deutschen Metropolen die niedrigsten sind, wir also immer noch nicht mit dem Rest Deutschlands gleichgezogen haben. Die Deutsche Bank kommentiert, daß die Arbeitslosenzahlen auf Rekordtief und das Beschäftigungswachstum hoch sind. Trotz des kräftigen Anstiegs in 2017, der auch deutlich stärker als in den meisten anderen Metropolen war, bleibt das Niveau der Berliner Hauspreise relativ niedrig. Mit anderen Worten: verglichen mit den übrigen Städten ist es bei uns billig, nicht teuer, außerdem brummt der Arbeitsmarkt, so daß die Menschen sich die niedrigen Preise auch bequem leisten können. Das sind eigentlich gute Nachrichten, keine alarmierenden.

Etwas weiter unten, zu Hamburg, findet sich der Hinweis, daß in Hamburg rege Bautätigkeit stattfindet und die Mietdynamik dort sehr nachgelassen hat. Ich finde, das kommentiert schön die theoretische Basis der Mietpreisbremse: nicht die künstliche Deckelung von Mieten führt zu einer Entspannung, sondern der Bau von neuem Wohnraum. In Berlin klappt das nicht, weil viel weniger fertig gestellt als genehmigt wird. Das bestätigt, was ich immer wieder von Architekten, Bauingenieuren und Hausverwaltungen höre: einerseits sind die Firmen ausgelastet, andererseits gibt es die eine oder andere behördliche Hürde, die Bauvorhaben nicht nur um Monate, sondern um Jahre verzögern kann. So mancher Bauwillige gibt dann unterwegs auf. Der Research der Deutschen Bank bestätigt damit indirekt die Probleme in der Berliner Verwaltungsebene. Die Studie teilt zudem mit:

„Die Mietpreisbremse entpuppt sich als Investitionsbremse und damit als Bumerang für den Mieterschutz.“

In den Erläuterungen der Details der Studie ergibt sich sodann immer wieder, daß Berlin zwar in den letzten Jahren eine starke Preisentwicklung hatte, daß es sich dabei aber um Nachholeffekte wegen des zuvor sehr geringen Ausgangsniveaus handelt. Die im bundesweiten Vergleich besonders niedrige Eigentumsquote von unter 16% und der starke Arbeitsmarkt sprächen zudem dafür, daß für viele Mieter in Berlin starke Anreize vorliegen, sich eine Eigentumswohnung zu kaufen. Die Mietdynamik verstärke diese Anreize, da sie sehr hoch sei. Der Wortlaut dieses Kommentars ist der gleiche wie in der Studie 2017, verändert hat sich daran über das zurückliegende Jahr nichts.

Alles in allem kann man die Ergebnisse dahin zusammenfassen, daß sich der Wohnungsmarkt bei uns allmählich einem normalen Niveau nähert, aber immer noch recht niedrig ist. Die staatlichen Eingriffe durch Mietpreisbremse und Milieuschutzgebiete, welche Aufteilungen verhindern, scheinen vor diesem Hintergrund weder nötig noch hilfreich. Im Gegenteil sollte man Aufteilungen fördern, damit die Nachfrage nach Wohneigentum bedient werden kann, was die Preise entlasten dürfte.

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