Rückblick 2023 und Ausblick 2024

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Nachdem ich im Jahr 2022 zum Notar bestellt wurde, war das Jahr 2023 das erste volle Geschäftsjahr als solcher. 267 Urkunden sind es geworden – genug, um gemeinsam mit dem Anwaltsbereich der Kanzlei die Strukturen zu finanzieren, aber dank Immobilienkrise nicht zu viele, so daß wir genug Zeit hatten, die Abläufe zu optimieren und Routine zu entwickeln.

Unter anderem haben wir im Sommer noch einmal die Software gewechselt, mit entsprechenden Schulungsprozessen und Anpassungen. Ich habe sehr viel Geld und Zeit in Technik investiert. Ich habe sehr viel Zeit dafür verwendet, Muster zu entwickeln, die uns bei künftigen Vorgängen Zeit sparen. Ich habe in 2023 drei neue Mitarbeiter eingestellt; zwei sind während der Probezeit wieder ausgeschieden. Bis September unterstützte uns im Anwaltsbereich zudem eine junge Kollegin, die im Sommer erfolgreich ihr erstes Staatsexamen absolviert hat und nun für ein Jahr im Ausland studiert, während sie auf einen Referendariatsplatz in Berlin wartet. An ihrer Stelle unterstützen uns derzeit zwei „neue“ Studenten. Und im Notariat bilden wir aus, eine Azubine im ersten Lehrjahr. Die Weihnachtsfeier war dieses Jahr also deutlich größer als noch in 2022. Es ehrt mich, daß so viele Menschen ihr Vertrauen in mich setzen, und ich spüre eine starke Verantwortung für jeden einzelnen.

Die anwaltliche Tätigkeit habe ich im Laufe des Jahres 2023 zunehmend und mittlerweile fast vollständig abgegeben. Meine Kollegin Amelie von Oppen bearbeitet nun in unserer Kanzlei alle Wohn- und Gewerberaummietrechtssachen. Nur in ganz wenigen Fällen bin ich noch allein als Anwalt der Sachbearbeiter, wegen ihrer Größe und Komplexität, die häufig aus historisch umfangreichen Abläufen resultieren, in die sich ein anderer Kollege kaum zumutbar einarbeiten könnte. Zwar achten wir auf sorgfältige Dokumentation aller Abläufe und Absprachen, und in den üblichen Fallgestaltungen, die so vorkommen, reicht das. Es gibt aber so komplexe Ausnahmen, wo es eben einen Unterschied macht, ob sich jemand neu einliest und das dann nur vom Papier her kennt, gegenüber jemandem, der von Anfang an dabei war und alles durch eigene Beteiligung erfahren und mitentwickelt hat. Neue anwaltliche Mandate im Mietrecht hat seit Mitte des Jahres ausschließlich Amelie angenommen, während ich mich darauf konzentrierte, das Notariat inhaltlich und organisatorisch weiter voranzubringen. Ich weiß die Dinge bei ihr in sehr guten Händen und von ihr regelmäßig sehr gründlich durchdacht.

Wenn ich das Jahr 2023 in einem einzigen großen Gedanken zusammenfassen müßte, würde ich wohl sagen, daß wir die Veränderungen, die sich durch die Notarbestellung in 2022 ergaben, in 2023 organisatorisch und inhaltlich auf solide Füße gestellt haben – und zwar, darauf bin ich stolz, auf eigene Füße. Ich habe mich (wie schon damals, vor 20 Jahren, als Anwalt) nicht in gemachte Nester anderer Kanzleien gesetzt, deren Notare in Ruhestand gingen und Nachfolger suchten. Ich habe mich nirgendwo eingekauft und keine Abkürzungen genommen (von denen mir einige angeboten wurden). Alles, was heute da ist, haben mein Team und ich selbst aufgebaut. Ich bin dankbar für das, was wir geschafft haben, es war nicht selbstverständlich.

In 2024 können wir nun richtig durchstarten. So ging es auch schon los: am 4. und 5. Januar die ersten drei Urkundennummern, kommende Woche stehen die nächsten im Kalender, und allein seit gestern – Freitag – kamen Aufträge für 7 Entwürfe mit anschließenden Beurkundungen dazu, zwei weitere wurden telefonisch angekündigt. Ich sitze am Wochenende zu Hause am Kamin und soll mich ausruhen, kann es aber kaum erwarten, endlich am Montag früh ins Büro zu kommen und anzufangen, das alles vorzubereiten. Kennen Sie das, daß die Arbeit Ihnen Energie gibt, anstatt Energie zu kosten? Ich beginne morgens früh, fühle mich den ganzen Tag beschäftigt und wohl dabei, und habe abends, wenn ich müde werde und aufhören muß, weil die Fehlerquote steigt, das Gefühl, einen erfüllten und spannenden Tag verbracht zu haben. Dummerweise muß ich dann schlafen gehen, damit ich am nächsten Morgen endlich wieder fit bin und weiter machen kann. Wer hätte gedacht, daß die Arbeit als Notar derart energiegeladen und erfüllend sein kann!

Daß mich die inhaltliche Vielfalt des Jobs so begeistert, löst bei meinen Mitarbeitern gemischte Gefühle aus. Es ist etwas anderes, eine Handelsregisteranmeldung abzuwickeln und abzurechnen als ein Testament als einen Wohnungskaufvertrag als eine Teilungserklärung. Viele typusverschiedene Vorgänge bedeuten in der Abwicklung ebenso viele verschiedene Abläufe und jeweils ganz unterschiedliche Anforderungen. Da wir nicht so viele Mitarbeiter sind, daß jeder eine Spezialisierung bedienen könnte – der eine nur Grundbücher, der nächste nur Handelsregister, einer nur für Unterschriftsbeglaubigungen, einer nur für Nachlaßsachen und so weiter (und ich mir so viele Mitarbeiter auch nicht leisten könnte) – müssen notgedrungen alle alles machen, wie es halt anfällt. Das erfordert breites Fachwissen und teilweise sehr schnelles Umdenken. Gerade im Sekretariat können sehr schnelle Aktenwechsel stattfinden – man muß nur in einen Vorgang vertieft sein (zum Beispiel eine Handelsregistersache = Gesellschaftsrecht), und dann ruft ein Beteiligter an und hat eine Frage zu seiner Akte aus einem ganz anderen Rechtsgebiet (zum Beispiel zur Kaufpreisfälligkeit in einer Grundbuchsache = Immobilienrecht). Man sollte keine Kleinigkeit übersehen und ist deshalb ständig hochkonzentriert und fokussiert.

Für die Mitarbeiter wäre es einfacher, durchgehend in einem Gebiet bleiben zu können und nur Sachen aus diesem zu bearbeiten. Aber so groß sind wir noch nicht. Qualifizierte und vor allem engagierte Mitarbeiter sind auch rar. Aus den zwei gescheiterten Einstellungsversuchen in 2023 habe ich gelernt, daß man ein Team nicht beliebig besetzen kann. Wir sind so klein, daß jeder einzelne zählt – und daß jeder einzelne durch eine unpassende Einstellung die gesamte Mannschaft zerschießen kann. In großen Büros mag sich der eine oder andere durchschummeln können oder mitgetragen werden; die Verteilung von Krankheits-, Urlaubs- und Brückentagen muß z.B. kein Politikum werden, wenn immer noch genügend Leute da sind, die das auffangen. In einem Büro unserer Größe sind Fachkompetenz und voller Einsatz jedes einzelnen notwendig, damit am Monatsende das Gehalt für alle erwirtschaftet ist und sich alle mit der Arbeitsatmosphäre wohl fühlen. Immerhin verbringt man sehr viel Zeit dort. Die Besetzung von offenen Stellen ist deshalb ein außerordentlich sensibles Thema.

Dennoch denke ich, daß wir weiter wachsen werden. Vielleicht nicht sofort, und vor allem nicht mit Gewalt, weil man die richtige Besetzung eben nicht erzwingen kann. Aber für eine engagierte und fachkompetente zusätzliche Kraft bin ich durchaus offen.

Ein Neujahresvorsatz, den ich Ihnen zum Abschluß noch verraten möchte, ist: ein Blogbeitrag pro Woche. Vor lauter Aufbauarbeit letztes Jahr habe ich den Blog etwas vernachlässigt. Das möchte ich dieses Jahr wieder etwas besser machen. Sie dürfen weiterhin eine Mischung aus fachlichen und persönlichen Einblicken hier erwarten, und wenn es Ihnen gefällt, empfehlen Sie mich gern weiter.